Beim Bürgerentscheid geht es nicht um „Waldschutz“. Die Aussage mag irritieren, hängen doch überall Plakate, die genau das behaupten. Es lohnt sich ein Blick auf die von den Initiator:innen des Bürgerentscheids (!) gewählte Formulierung: „Sind Sie GEGEN die Errichtung von Windkraftanlagen auf den gemeindeeigenen Flächen im Schriesheimer Wald?“. Kein Wort von „Waldschutz“. Er richtet sich GEGEN Windkraft und nicht FÜR einen Schutz des Waldes. Windkraft zu verhindern, schont keinen einzigen Baum. Um das zu verstehen, lohnt sich ein näherer Blick auf den Forst am weißen Stein.
Als Biologe und jemand, der schon in einem Wald-Nationalpark gewirkt hat, war der Austausch mit Experten der Forstverwaltung und der Naturschutzbehörden auf dem weißen Stein wichtig. Dies hat gezeigt, dass Wald- und Artenschutz und Windenergie keinen Widerspruch darstellen. Denn neben artenreichen Mischwäldern haben wir dort Bereiche mit Fichtenmonokulturen. Speziell diese haben ein Alter, in dem sie üblicherweise eingeschlagen werden.
Wir werden so oder so in den kommenden Jahren forstwirtschaftliche Eingriffe sehen – wie schon auf Dossenheimer Seite geschehen. Denn: wir haben einen wirtschaftlich genutzten Forst, kein Naturschutzgebiet. Unsere Forstverwaltung leistet hervorragende Arbeit. Dazu gehört auch, dass jedes Jahr Fällarbeiten stattfinden. Und das ist gut so: Holz ist ein nachhaltiger Rohstoff, der in vielen verschiedenen Anwendungen zum Einsatz kommt. Möbel, Dachstühle, Werkzeuge – jeder von uns hat Holz im Einsatz. Und aus heimischen Wäldern ist es besonders nachhaltig.
Unsere Forstverwaltung hat dabei viele Aspekte im Blick: Alter der Bäume, Ertrag, Verwendungsmöglichkeiten sowie zu schonende Biotopbäume und die durch den Klimawandel notwendige Weiterentwicklung des Waldes. Ein artenschutzrechtliches Gutachten, wie es im Vorfeld der Errichtung von Windrädern geplant ist, kann dabei unterstützen.
Eine wichtige Funktion nehmen bei der Errichtung von Windrädern die Ausgleichsmaßnahmen ein. Für Fichtenmonokulturen können vielfältigere Lebensräume entstehen. Erfahrungen aus dem Schwarzwald zeigen, dass die Tierbestände dadurch tendenziell zunehmen.
Die Errichtung von zwei Windrädern und die forstwirtschaftliche Nutzung des Waldes könne sich am weißen Stein ergänzen und die Artenvielfalt kann davon profitieren.
Ändert der Bürgerentscheid etwas an der forstwirtschaftlichen Nutzung? NEIN! Sollten wir also den bisher gut geführten Prozess vorzeitig abbrechen? NEIN! Sollten wir die artenschutzrechtliche Prüfung und die Ausgleichsmaßnahmen verhindern? NEIN! Lasst uns den Prozess fortführen und am 9. November mit NEIN stimmen.
Patrick Schmidt-Kühnle
