In der Diskussion um einen möglichen Windpark auf Schriesheimer und Dossenheimer Gemarkung sind Erfahrungen anderer Standorte sehr wichtig. Einen guten Eindruck von einem Windpark im Wald vermittelte die Exkursion der VHS Schriesheim zum Windpark Greiner Eck. Der dortige Windpark mit fünf Windkraftanlagen ist seit 2017 am Netz und kann einige weit verbreitete Vorurteile widerlegen.
Zunächst einmal fasziniert, mit welcher technischen Meisterleistung die Windräder inzwischen zum Standort gebracht werden und wie gering die Eingriffe an den Zufahrtswegen im Wald sind. Abgesehen von minimalen (inzwischen schon wieder verwachsenen) Einschlägen an wenigen Kurven waren keine Sägearbeiten am Wald für die Zulieferung notwendig. Die Anfahrtswege im dortigen Gebiet unterscheiden sich nicht von den üblichen Forstwegen in unseren Wäldern.
Die Einschlagflächen für den Kranausleger sind nach wenigen Jahren hoch mit Ginster, Büschen und jungen Bäumen bewachsen. Sie gleichen den üblichen forstwirtschaftlichen Eingriffen in unseren Wäldern, die zur Holzgewinnung oder im Rahmen von Pflegemaßnahmen bei Windsturz, Borkenkäferbefall oder durch Trockenheit abgestorbene Bäume durchgeführt werden. So sind am Greiner Eck einige deutlich größere Kahlschlagflächen zu sehen, in denen der vom Klimawandel gestresste Wald dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen ist.
Wirklich versiegelt ist der Boden nur auf wenigen Quadratmeter für die Windkraftanlagen selbst. Von Flächenversiegelung kann hier keine Rede sein.
Für den Naturschutz „muss man mit der Lupe auf das Gebiet schauen“, so die Experten, welche die Exkursion begleiteten. Es kommt sehr darauf an, was genau und wo genau geschützt werden soll. Am Greiner Eck gibt es ein FFH Gebiet, in dem ein Heinsimsen-Buchenwald geschützt wird. Dieser ist jedoch nicht flächendeckend vorhanden. So wurde stattdessen in ausreichendem Abstand in Fichtenmonokulturen eingegriffen, der eigentliche Schutzzweck blieb unberührt.
Keine Frage: die 1/2 Hektar großen Freihalteflächen unmittelbar vor den Windrädern sind nicht schön. Ebenso wenig wie die viel größeren Borkenkäfer-Kahlschlagflächen. Doch im überwiegenden Teil des Windparks sieht und hört man die Windräder vor lauter Bäumen nicht.
Mein Fazit: Windkraft als Teil einer zukunftsfähigen Energieversorgung ist möglich. Die Eingriffe sind wesentlich geringer, als in übertriebenen Horrorszenarien von „Windindustrieanlagen“ projiziert werden. Aber man muss – wie am Greiner Eck – genau schauen, wo exakt man Windkraftanlagen installiert. Und davon hängt letztlich auch die Zahl der Windräder ab.
Patrick Schmidt-Kühnle